
Blutbild – wie geht’s? Was Frauen über ihre Werte wissen sollten
Ob zur Vorsorge, bei Müdigkeit oder einfach aus Neugier: Ein Blutbild kann dir viel über deinen Gesundheitszustand verraten. Gerade Frauen in der Lebensmitte profitieren von regelmäßigen Checks, denn hormonelle Umstellungen, Eisenmangel oder stille Entzündungen bleiben sonst oft lange unbemerkt. In diesem Artikel erfährst du, welche Blutwerte wirklich wichtig sind, was ein kleines und großes Blutbild unterscheidet und wo du dein Blut testen lassen kannst.
Keyfacts
- Ein Blutbild liefert wertvolle Hinweise auf deine Gesundheit, schon bevor Beschwerden auftreten.
- Je nach Lebensphase sind andere Blutwerte wichtig.
- Bluttests gibt es bei Hausärzt:innen, Gyns, direkt im Labor oder bei privaten Anbietern.
Dieser Artikel wurde auf fachliche Richtigkeit von Alicia Mantwill, Mitautorin des Buchs 'Nährstoff-Guide für Frauen' geprüft.
Kleines oder großes Blutbild – was ist der Unterschied?
Ein Blutbild liefert mehrere Werte, vor allem zu roten und weißen Blutkörperchen sowie zur Immunabwehr.
Kleines Blutbild:
Basis-Check bei Routineuntersuchungen. Enthält:
- Hämoglobin, Erythrozyten, Hämatokrit (Sauerstofftransport)
- Leukozyten (Abwehr)
-
Thrombozyten (Blutgerinnung)
Großes Blutbild:
Beinhaltet zusätzlich ein Differenzialblutbild – zeigt, welche Leukozytenarten erhöht oder vermindert sind. Wichtig zur Unterscheidung von Infekten oder Entzündungen.
Wichtiger Hinweis: Mikronährstoffe oder Hormone sind nicht enthalten – sie müssen gezielt angefordert werden. Ob kleines oder großes Blutbild sinnvoll ist, entscheidet deine Ärztin anhand deiner Beschwerden.
Welche Blutwerte sind bei Frauen besonders wichtig?
Frauen haben durch Menstruation, Schwangerschaft oder hormonelle Umstellungen besondere Anforderungen. Wichtig sind u. a.:
- Eisen & Ferritin: Häufigste Mangelursache bei menstruierenden Frauen – erkennbar an Müdigkeit, Haarausfall, blasser Haut.
- Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4): Studien zeigen, dass Frauen etwa 5- bis 8-mal häufiger von Schilddrüsenfehlfunktionen betroffen sind – insbesondere zwischen 30 und 50 Jahren.
- Vitamin D: Unterstützt Immunsystem, Knochen und Stimmung – laut RKI sind mehr als 30 % der Frauen unterversorgt.
- CRP/Blutsenkung: Zeigen stille Entzündungen – wichtig z. B. bei Gelenkbeschwerden, Müdigkeit oder Verdauungsproblemen.
-
B-Vitamine (v. a. B12, B6, Folat): Besonders relevant bei veganer Ernährung oder erhöhtem Bedarf (z. B. Schwangerschaft, Stress).
Wichtig: Einzelne Blutwerte sagen selten etwas isoliert aus. Interpretation, Normbereiche und Wiederholungen gehören in ärztliche Hände. Beachte aber auch, dass die ‘Normbereiche’ auf dem Befund nicht deine ‘Norm’ sein muss. Als schwangere oder stillende Person können bestimmte Bedarfe höher sein.
Wo kannst du dein Blut testen lassen – und was kostet das?
1. Hausärzt:in, Gynäkologin, Hebamme
- Kassenleistung bei medizinischem Anlass (Symptome, Vorsorge)
- IGeL-Leistungen (z. B. Vitamin D, Ferritin, Schilddrüse): Preise je Marker meist zwischen 15 und 40€
-
Kleines Blutbild: ca. 4,20 €, großes Blutbild: ca. 5,38 € (GOÄ-Basispreise)
2. Labore direkt (in deiner Stadt)
- ohne Überweisung möglich, mit Anmeldung
- individuell zusammenstellbar
- einfache Marker: 10–30 €, umfangreiche Panels: 80–150 €
-
Spezialdiagnostik (z. B. Hormone, Autoimmunstatus): bis zu 1000 €
3. Private Anbieter
-
Heimtests (Kapillarblut, Versand) oder Laborkooperation
-
Preise: 29 € (einzelne Werte) bis 139 € (z. B. Zyklusprofil, Schilddrüsenpaket)
Wann lohnt sich ein Bluttest?
Nicht alle Auffälligkeiten zeigen sich durch Beschwerden und manche Veränderungen entwickeln sich schleichend. Diese Situationen sprechen für einen Bluttest:
- Chronische Erschöpfung, Schlafprobleme, Stimmungstiefs
- Verdacht auf Eisen- oder Vitaminmangel (z. B. bei veganer Ernährung)
- Veränderungen im Zyklus oder bei Kinderwunsch
-
Wechseljahre, Osteoporose-Risiko, familiäre Vorbelastung
Achtung: Auch völlig unauffällige Blutwerte bedeuten nicht automatisch „alles ist in Ordnung“. Viele Werte unterliegen natürlichen Schwankungen – und nur mit Kontext (Körpergefühl, Vorgeschichte, Labormethode) ergibt sich ein sinnvolles Bild.
Fazit:
Ein Blutbild kann dein Körpergefühl untermauern, Ahnungen bestätigen oder dich beruhigen. Wichtig ist: Lass dir erklären, was die Werte bedeuten. Vergleiche dich nie unreflektiert mit Normwerten. Gerade als Frau lohnt es sich, regelmäßig einen Blick ins Blut zu werfen. Unser Gesundheitssystem ist leider eher auf Behandlung als auf Vorsorge ausgerichtet und leider werden Ärzt:innen für sparsame Labordiagnostik belohnt. Sprich präventive Bluttests aktiv an. Du musst nicht warten, bis etwas „nicht stimmt".
Quellen:
Deutsches Ärzteblatt - "Das Blutbild: Sachgerechte Erstellung und Bewertung der Ergebnisse": https://www.aerzteblatt.de/archiv/das-blutbild-ea195d8e-9ad6-4e48-b3fd-0b3eeeae9708
Stiftung Gesundheitswissen - "Laborwerte richtig verstehen" (evidenzbasierte Patienteninformation): https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/laborwerte-richtig-verstehen