
Menstruationsschmerzen: Was ist normal – und was hilft wirklich?
Menstruationsschmerzen gehören für viele Frauen zur Periode dazu, doch ab wann sind sie nicht mehr „normal“? Welche Ursachen stecken dahinter? Und was hilft wirklich, wenn der Unterleib krampft? In diesem Artikel erfährst du, warum Menstruationsschmerzen entstehen, wie du sie lindern kannst und wann du besser ärztlichen Rat suchst.
Keyfacts
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Leichte Krämpfe können durch Muskelkontraktionen der Gebärmutter, die das Abbluten der Schleimhaut bewirken, entstehen.
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Leichte bis mittlere Schmerzen sind häufig – sehr starke oder plötzlich auftretende Schmerzen können auf akute Erkrankungen hinweisen. Kein Schmerz sollte jedoch als gegeben hingenommen und ertragen werden.
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Wärme, Bewegung, Entspannungstechniken und pflanzliche Mittel können Beschwerden wirksam lindern.
Dieser Artikel wurde auf fachliche Richtigkeit von Dr. Mirjam Wagner, Gynäkologin, Autorin und Speakerin geprüft.
Was sind Menstruationsschmerzen – und warum treten sie auf?
Menstruationsschmerzen (medizinisch: Dysmenorrhoe) entstehen durch Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur. Diese Muskelbewegungen werden durch sogenannte Prostaglandine ausgelöst – hormonähnliche Stoffe, die kurz vor der Menstruation verstärkt gebildet werden. Je mehr Prostaglandine im Körper zirkulieren, desto intensiver kann der Schmerz empfunden werden.
Typisch sind:
- ziehende, krampfartige Empfindungen im Unterbauch
- Ausstrahlen in Rücken oder Oberschenkel
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begleitet von Übelkeit, Durchfall oder Kopfschmerzen
Die Krämpfe beginnen meist ein bis zwei Tage vor der Blutung und lassen mit dem Abflauen der Menstruation wieder nach.
Wann gelten Menstruationsschmerzen als normal – und wann nicht?
Zwischen 45 und 95 % der menstruierenden Mädchen und Frauen* berichten je nach Alter und Erhebungsmethode von Menstruationsschmerzen. Dabei unterscheidet man:
- Primäre Dysmenorrhoe: bedeutet Schmerzen bei der Periode von Beginn an und hat oft keine direkt erkennbare organische Ursache.
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Sekundäre Dysmenorrhoe: beschreibt neu auftretende Periodenschmerzen nach einer Beschwerdefreien Phase - sie tritt gehäuft im Alter zwischen 30 und 40 Jahren auf, Erkrankungen wie Endometriose, Adenomyose oder Myome, aber auch perimenopausale Beschwerden können dahinter stecken.
Warnzeichen, bei denen du nicht lange warten und Dir medizinische Hilfe suchen solltest:
- plötzlicher Beginn starker Schmerzen nach Jahren ohne Beschwerden
- zyklusbedingte Schmerzen oder andere Beschwerden, die dich regelmäßig im Alltag stark einschränken - während der Periode aber auch außerhalb dieser
- ungewöhnlich starke Blutungen
- sehr unregelmäßige oder ausbleibende Zyklen über ein paar Monate
Wenn du unsicher bist: Ein Zyklus- oder SymptomTagebuch kann helfen, Beschwerden gezielt zu beobachten, um diese dann gemeinsam mit deiner Gynäkolog:in auszuwerten.
Was hilft wirklich bei Menstruationsschmerzen?
Nicht jede Frau braucht Medikamente – aber jede hat ein Anrecht auf Linderung. Diese Maßnahmen haben sich bewährt:
1. Wärme
Wärmflasche, Kirschkernkissen oder Wärmepflaster entspannen die Muskulatur und lindern Krämpfe spürbar.
2. Bewegung
Leichte Bewegung wie Yoga, Spazieren oder Dehnen kann den Blutfluss fördern und krampflösend wirken. Aber auch stärkere Belastungen - immer in deinen Grenzen - kann zu einer vermehrten Durchblutung, besserer Stimmung und Linderung deiner Beschwerden führen.
3. TENS-Geräte
TENS-Behandlung führte in Studien des Herstellers zu einer signifikanten Schmerzreduktion - von 53%, bei 74% der Patientinnen trat Linderung innerhalb von 20 Minuten ein. Die Geräte arbeiten mit elektrischen Impulsen und sind als medizinische Hilfsmittel anerkannt.
4. Entspannungstechniken
Atemübungen, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, das Schmerzempfinden zu regulieren.
5. Ernährung & Nahrungsergänzungsmittel
Magnesium als NEM 500mg/d, Ingwer, Mönchspfeffer oder Frauenmanteltee zeigen in Studien positive Effekte.
6. Perioden Produkte ohne "Stau-Effekt"
Im Gegensatz zu Tampons, die Blut aufsaugen, fangen Discs oder Periodenpanties die Flüssigkeit lediglich auf. Die ohnehin schon verringerte Feuchtigkeit der Vaginalschleimhaut während der Periode wird dadurch geschont, das könnte theoretisch Beschwerden reduzieren.
7. Schmerzmittel – wenn dann die richtigen
Ibuprofen oder Naproxen wirken entzündungshemmend und können gezielt eingesetzt werden, auch um die Blutungsmenge zu reduzieren. Am besten nach ärztlicher Rücksprache und nicht auf Dauer.
Wann du besser zur Ärztin solltest – Warnzeichen erkennen
Menstruationsschmerzen dürfen mal da sein – aber sie dürfen dein Leben nicht dominieren. Sprich mit deiner Gynäkologin, wenn du:
- regelmäßig Schmerzmittel brauchst, um arbeiten oder schlafen zu können
- Schmerzen auch außerhalb der Periode hast
- zusätzlich unter unklaren Blutungen, Übelkeit oder Erschöpfung leidest
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oder dich einfach sorgst.
Mögliche Ursachen wie Endometriose, Adenomyose oder Myome lassen sich diagnostizieren und behandeln. Das geht eben nur gemeinsam mit der Gynäkolog:in.
Quellen & Studien
MSD Manual für Patienten - Menstruationskrämpfe
https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/menstruationsst%C3%B6rungen-und-abnormale-scheidenblutungen/menstruationskr%C3%A4mpfe
Gesundheitsportal Österreich - Dysmenorrhoe
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sexualorgane/weibliche-hormone-zyklus/dysmenorrhoe.html
DEXIMED - Deutsche Experteninformation Medizin - Menstruationsschmerzen
https://deximed.de/home/klinische-themen/gynaekologie/patienteninformationen/menstruationsprobleme/menstruationsschmerzen-primaere-dysmenorrhoe
Oxford Academic- Studie zu Häufigkeit von Menstruationsschmerzen
https://academic.oup.com/epirev/article-abstract/36/1/104/566554